Übersicht Reiseberichte
Ausgangsbetrachtung
Princess Margaret Rose Cave, Glenelg River Jetty
Zwischen Warrnambool, Portland und Nelson an der Südküste Victorias
Australien/Kakadu Nationalpark/Cooinda 11.5.2014
Warrnambool-Flagstaff Hill Maritime Village
Die ehemalige Walfänger und Robbenjagd Station Warrnambool präsentierte sich bei meinem Besuch - für mich etwas unerwartet - als überaus attraktive Stadt. Sie liegt an die 265 Kilometer südwestlich von Melbourne und hat rund 35.000 Einwohner. Der Küstenverlauf ist durchaus spektakulär, es gibt herrliche Strände, tolle Aussichtspunkte auf den Pazifik, zahlreiche Parks und Gärten, historische Gebäude, eine eigene Universität, einen attraktiven Uferbereich und zahlreiche Sehenswürdigkeiten in der Umgebung. Und natürlich gibt es die Whale-Watching-Platform am Logan´s Beach, von der aus in der Zeit zwischen Juli und September die Riesensäuger beobachtet werden können. Am Flagstaff Hill am Hügel über der ehemals gefährlichen Lady Bay mit fünfzehn Schiffbrüchen stehen zwei alte Leuchttürme aus dem Jahr 1859, die noch immer in Betrieb sind.

Gleich am ersten Morgen in der Stadt verlängerte ich meinen Aufenthalt um zwei weitere Tage. Es hatte 37 Grad, was ich gar nicht als unangenehm empfand, und ich fuhr nochmals zum Flagstaff Hill mit dem historischen Bezirk. Von einer Terrasse neben dem Besucherzentrum konnte ich bei herrlichem Sonnenschein von oben auf das
Warrnambool-Hafendamm
Nachbaumodell blicken. Mir reichten einige Blicke und Fotos von außen, und ich ging nicht hinein. Stattdessen wanderte ich ein weiteres Mal am im Jahr 1890 fertiggestellten Hafendamm entlang. Damals wurden zum Schutz des Hafens riesige 32 Tonnen schwere Zementblöcke mit einer eigens gebauten Eisenbahnlinie in das Wasser gelassen. Im Jahr 1915 wurde der gewaltige Wellenbrecher dann nochmals erweitert. Es war an diesem Tag nicht nur sehr heiß sondern auch extrem windig. Die geschützte Bucht hätte ein ideales Surfrevier abgegeben.

Auf der anderen Seite der Mole liegt die Stingray Bay mit flachem herrlich türkisfarbenem Wasser. Auf der Edwards Bridge überquerte ich den schönen Merri River und kam zum Pickering Point, einem Aussichtspunkt am Meer. Gleich daneben lag die Thunder Point Coastal Reserve, von wo aus man ausgedehnte Spaziergänge an der Küstenlinie unternehmen konnte. Anschließend besuchte ich Granny´s Grave, ein Grabdenkmal aus 1904 in Anerkennung an die erste weiße Frau, die in Warrnambool begraben wurde. Sie starb im Jahr 1848 als die junge Siedlung ungefähr ein Jahr alt war.

Warrnambool-Point Ritchie an der Mündung des Hopkins River
Auf beiden Seiten der schönen Lady Bay mündet ein Fluss ins Meer. War es im Westen der Merri River, so hieß er im Osten Hopkins River. Der Mündungsarm mit Felsen und Sand verlief harmonisch in Richtung Meer und bot einen großartigen Badeplatz, der bei diesem Wetter auch gut genützt wurde. Vom Point Ritchie Lookout konnte ich das Naturparadies wunderbar überblicken. Auf der anderen Seite des Hopkins River liegt im Osten der einmalig schöne Logans Beach mit der Whale-Watching-Platform. In den ästhetischen Wellen dieses Strandabschnitts genossen einige Surfer den verspäteten Heißsommertag. Gerne wäre ich auch auf einem coolen Surfboard ein paar Wellen abgeritten.

Der südliche Glattwal war einst die am häufigsten vertretene Walart an der Südküste Australiens und Neuseelands. Ab 1806 begann sich eine mächtige Walfangindustrie mit zahlreichen Stationen und Beobachtungspunkten zu entwickeln, die den Glattwal an den Rand der Ausrottung brachte. Die Walart hielt sich im Winter gerne in seichten Gewässern auf, schwamm relativ langsam und der leblose Körper trieb gut auf der Wasseroberfläche. Das alles begünstigte seine Jagd, die sich sehr einfach gestaltete. Nach dreißig Jahren war die Anzahl der Wale so stark dezimiert, dass die Industrie
Warrnambool-Logans Beach, Whale Viewing Platform
zusammenbrach. Aber erst im Jahr 1935 wurde ein internationales Abkommen zum Schutz der Tiere unterzeichnet. Es wurden noch etwa eintausend Exemplare in den südlichen Gewässern vermutet. Doch die Spezies ist nach wie vor gefährdet, und es wird noch viele Jahre dauern, bis die notwendige Anzahl zum sicheren Überleben erreicht sein wird. Die Wale sind durchschnittlich fünfzehn Meter lang, fünfzig Tonnen schwer mit einer maximalen Länge von achtzehn Metern und einem Maximalgewicht von achtzig Tonnen.

Als Tagesabschluss kehrte ich nach Allansford zur Warrnambool Cheese & Butter Factory zurück. Die kitschige Cheese World auf der gegenüberliegenden Straßenseite war mir bereits am Vortag bei der Anreise aufgefallen. Ich ging hinein, bestellte mir eines der leckeren Milk-Shakes, genoss ein paar Käseproben im Käsekeller und kaufte ein kleines Stück fantastisch schmeckenden Käses. In einem angrenzenden Museum waren alte Maschinen, Handwerkszeug und Bilder der Entwicklung ausgestellt. Auf der Heimfahrt begegnete mir an einem unscheinbaren Aussichtspunkt ein weiteres Mal der romantische Hopkins River in einer langen Flussschleife. Gegen Abend regnete es ein bisschen, und vor
Allansford-Cheese World
meiner Eingangstür im Motel stieg am Himmel ein wunderschöner Regenbogen auf.

Die Tower Hill Reserve befindet sich fünfzehn Kilometer westlich von Warrnambool, eingebettet in einen riesigen Einsturzkrater eines vor etwa 30.000 Jahren erloschenen Vulkans. Artefakte aus den vulkanischen Ascheschichten belegen, dass zu dieser Zeit indigene Gemeinschaften in diesem Gebiet gelebt haben. Die erste bestätigte Sichtung von Tower Hill erfolgte durch den französischen Forscher Kapitän Baudin im Jahr 1802, obwohl andere Theorien vermuten, dass bereits die Portugiesen im 17. Jahrhundert dort gewesen sein könnten. Die Rekultivierung des Schutzgebiets seit Ende der 1950er Jahre hat ein neues Zuhause für zahlreiche Tiere, wie Koalas, Emus, Kängurus, Echidnas und viele Vogelarten geschaffen. Der Krater hat einen Umfang von 11 und einen Durchmesser von 3,2 Kilometern. Er war der erste Nationalpark in Victoria ab 1892. Im gut geführten Visitor Centre inmitten des Reservats konnte man einiges über die Geschichte des Kraters erfahren und Souvenirs kaufen. Außerdem hing an der Wand eine Kopie des Gemäldes vom Tower Hill des Österreichers Eugene von Guérard. Das Original befand sich in der Art
Warrnambool Umgebung-Tower Hill Reserve
Gallery von Warrnambool. Der Maler wurde im Jahr 1811 in Wien geboren, studierte an der Düsseldorf Akademie Landschaftsmalerei und reiste im Jahr 1852 von London nach Victoria. Er schürfte auch erfolglos nach Gold. Ab dem Jahr 1870 wurde er zum ersten Rektor der Malerschule der National Gallery of Victoria ernannt. Er starb im Jahr 1901.

So schnell wie die Hitzewelle gekommen war, so schnell war sie auch wieder vergangen. Das Wetter war bewölkt, und die Temperaturen waren um ungefähr fünfzehn Grad gefallen. Ich fuhr zur Tower Hill Reserve, sprach ein paar Worte mit dem Manager des Besucherzentrums und startete los. Als erstes stand ein kurzer Aufstieg auf den nicht allzu hohen Gipfel des Kraterfeldes am Programm. Von dort versprach ich mir einen schönen Ausblick. Am Weg kam ich an kleineren runden Kratern vorbei und oben angekommen, musste ich enttäuscht feststellen, dass die Fernsicht bedingt durch das Wetter eher mäßig war. Als zweites folgte ich dem kurzen pittoresken Rundkurs mit dem Namen Lava Tongue Boardwalk, der durch ein Feuchtgebiet und einen Wald führte. Das war ein einfacher, sehr schöner Gang durch die herrliche Natur im Reservat. Nach wenigen Metern kam ich zu einer Blockhütte, die als
Warrnambool Umgebung-Tower Hill Reserve, Von Guérard Lookout
Vogelbeobachtungspunkt diente. Dann streifte ich durch eine Schilflandschaft, die an einen Wald grenzte. Die Einmaligkeit dieses Gebiets ergab sich durch die Kombination von verschiedenen Ascheschichten innerhalb der Felsklippen, Schlacke-Kegeln, Feuchträumen und von Basaltsteinen der ehemaligen Lavazunge. In der Umgebung der Basaltfelsen hatten viele kleine Tiere ein neues Zuhause gefunden. Mit dem Auto fuhr ich noch ein Stück durch das Reservat bis zur Ausfahrt. Ich war am Rande des Kraters auf einer Anhöhe angelangt und konnte von ein paar Aussichtspunkten auf die gesamte Zone blicken. Hier vervollständigte sich mein Bild von diesem gewaltigen Naturphänomen, das von oben auch leicht als Krater zu erkennen war.

Keine halbe Stunde später erreichte ich die kleine Küstenstadt Port Fairy am Moyne River. Diese ehemalige Walfänger-Siedlung aus 1835 hat nach wie vor eine größere Fischfangflotte, schöne alte Sandsteingebäude, weißgetünchte Cottages, bunte Fischerboote und von Bäumen gesäumte Straßen. Das Township mit etwa 3.000 Einwohnern hat den Ruf einer Luxus-Tourist Destination und beherbergt auch Kunstgalerien, antike Geschäfte und Boutiquen. Die ganze Gegend war sehr flach und für australische
Port Fairy-St. John´s Anglican Church
Verhältnisse ziemlich grün. Der Hafen war zu seiner Glanzzeit in den 1850er Jahren einer der geschäftigsten in Australien. Es wurde Wolle, Weizen und Gold nach England verladen.

Im Informationszentrum holte ich mir schnell eine Karte und Besuchshinweise. Dann fuhr ich mit dem Auto die paar Straßen im Zentrum ab und entdeckte einige interessante Gebäude, sowie die St. Johns Anglican Church, in die ich hineinging. Das einfache Gotteshaus aus dunklem Sandstein war von einer niedrigen Mauer umwallt und von den dazugehörigen Pfarrgebäuden umgeben. Ein freundlicher Pastor wies mir den Weg. Im Inneren war viel Holz zu sehen. Dachkonstruktion, Bestuhlung, Kanzel alles war aus Holz fabriziert. Der ruhige geschützte Hafen entlang des Moyne River hatte einen wunderbaren breiten Steg mit netten Häusern an der Uferzeile. Am Ende reihte sich der Weg zur Griffiths Island Reserve mit Kolonien von Sturmtauchern (Shearwaters) und einem einfachen Leuchtturm an. Die natürliche Oase lag nahe bei der Stadt und war ein Fördergebiet für eine Reihe von einheimischen Tieren. Nahe beim Hafen war noch alles ruhig und friedlich, doch je näher ich dem offenen Meer kam, desto lauter wurde das Rollen der gewaltigen Brandung. Das
Port Fairy-Griffiths Island Reserve
kleine Lighthouse mit der roten Tür und der roten Kuppel stammt aus dem Jahr 1859 und kann aus einer Entfernung von bis zu siebzehn Kilometern gesehen werden. Die Arbeit des Leuchtturmwärters war zu damaligen Zeiten trotz der unmittelbaren Nähe zur Stadt eine sehr isolierte, und er hatte einen Holzvorrat für ein ganzes Jahr in seinem danebenliegenden Cottage gelagert. Die Wellen schlugen gelegentlich bis an die Tür des Turms. Nachdem ich den Leuchtturm passiert hatte, ging es über die Dünen vorbei an ein paar winzigen Buchten zur rauen See und dann zurück zum Ausgangspunkt. Im gesamten Gebiet waren die Brutplätze und Behausungen der Vogelkolonien zu sehen und insbesondere zu riechen. Es lagen auch einige Skelette toter Vögel am Strandbereich, was ich aber als natürlich interpretierte.

Danach fuhr ich zu einem Aussichtspunkt mit dem Namen The Passage, wo wilde Wellen hereinrollten. Am Rückweg stoppte ich kurz bei der Brücke über den Moyne River und beim East Beach Lookout, von wo aus ich die Bucht bis zum kleinen Kap auf Griffiths Island überblicken konnte. Kurz nach der Ortsausfahrt lag ein schöner Golfplatz, der auch intensiv bespielt wurde. In Warrnambool kaufte ich ein und tankte den Wagen voll, da ich am nächsten Tag weiterreisen wollte.

Warrnambool-Portland Anreise, The Crags Coastal Reserve mit Deen Maar Island im Hintergrund
Das Motel in Warrnambool war keineswegs etwas Besonderes, doch die Betreiber waren freundlich und sympathisch, was die Angelegenheit sofort emporhob. Ich verließ die attraktive Stadt am Vormittag, ließ Port Fairy neben mir liegen und steuerte auf Portland zu. Die Route verlief meist in Küstennähe, und es gab da und dort etwas zu sehen. Die Fahrt verlief sehr angenehm mit einem kurzen Regen, dann wieder Sonne und wechselnden Temperaturen. Irgendwann kam ich in hügeliges Weideland und folgte der Abzweigung zu The Crags Coastal Reserve. Die Anfahrt zwischen den grünen Weiden auf den Hügeln zum Meer war sehr inspirierend. Beim Aussichtspunkt auf den Ozean erklärten Schautafeln die frühe Besiedelung der Gegend durch die Aborigines seit mehr als 2200 Jahren, was durch Grabungen nachgewiesen werden konnte. Auch das vergleichsweise zu der Twelve Apostles Region junge geologische Alter mit nur ungefähr 120.000 Jahren wurde thematisiert. Die schön anzusehende felsig-zerklüftete Bucht enthielt versteinerte Pflanzen und war das Zuhause einiger gefährdeter Vogelarten. Vor der Küste liegt eine der bedeutendsten vulkanischen Inseln Australiens, Deen Maar Island in der Sprache der Aborigines oder auch Lady Julia Percy Island genannt. Die Insel ist die Heimat von geschätzten 30.000 Seerobben, der größten Robbenkolonie der Welt, was rund dreißig
Warrnambool-Portland Anreise, The Crags Coastal Reserve
Prozent des gesamten weltweiten Bestandes ausmacht. Die Tiere werden von Haien, darunter auch dem seltenen großen weißen Hai, gejagt. Im Jahr 1964 verlor der in Australien sehr bekannte Saxophonist und Taucher Henri Bource während Filmarbeiten vor der Insel ein Bein durch eine Attacke eines weißen Hais.

Eine knappe halbe Stunde später stand ich am Aussichtspunkt der Codrington Wind Farm, die im Jahr 2001 eröffnet worden war. Die Türme sind fünfzig Meter hoch und achtzig Tonnen schwer. Der Rotor wiegt dreißig Tonnen und sein Durchmesser beträgt 62 Meter.

Zu Mittag befand ich mich auf einer Anhöhe und blickte von der Ferne in die schöne Bucht von Portland. Langsam fuhr ich in die ziemlich große Stadt ein und sah mich schrittweise um. Ich blieb an der Meeresseite und stieß auf einen Leuchtturm auf einem Hügel mit Blick auf den gesamten Hafen. Zuvor war ich bei einem großen Wasserturm mit angeschlossenem Museum des Zweiten Weltkriegs vorbeigefahren. Ich kehrte am Ende der kleinen Sackgasse beim Leuchtturm um. Hier standen einige sehr schöne Villen und die Gegend war ganz ruhig. Nach wenigen Metern sah ich ein historisches
Portland-Lighthouse mit Hafen
Gebäude mit der Aufschrift Whalers Cottage Bed & Breakfast. Ich ging hinein, traf auf eine ältere Dame, die gerade ihren Sohn zu Besuch hatte, und erkundigte mich nach einem Zimmer. Sie war sehr freundlich und bot mir ein paar Varianten an, alles mit Frühstück, was ich bisher eher selten erlebt hatte. Das war wirklich ein altehrwürdiges Gebäude. Ich konnte mir ein Zimmer aussuchen und zusätzlich stand mir ein ganzes Wohnzimmer zum Arbeiten zur Verfügung. Das rief Begeisterung in mir hervor. Auch die Küche durfte ich benutzen, überhaupt präsentierte sich die Dame sehr großzügig und unkompliziert.

Am Nachmittag startete ich in Richtung Cape Nelson. Der Norman Wade Scenic Drive führte mich durch den Discovery Bay Coastal Park zu einigen Sehenswürdigkeiten. Der Yellow Rock ist ein kleiner zylinderförmiger gelber Felsen, der auffällig an einem geschotterten Strandabschnitt steht. Der angrenzende Sandstrand ist ein beliebter Surfspot und dient auch als Malvorlage für lokale Künstler. Ein kurzer Weg und steile Treppen zum Wasser leiteten mich zum schönen Anblick. Auf den Klippen gegenüber drehten sich Windräder. Das Wasser zeigte ein herrliches Blau an diesem Tag. Am Rückweg lief mir wieder einmal ein Echidna (Ameisenigel)
Portland-Norman Wade Scenic Drive, Discovery Bay Coastal Park, Yellow Rock
vor die Füße. Überall sah man die kleinen Löcher am Wegesrand, die diese Tiere mit ihren spitzen Schnäbeln angebohrt hatten. Am Eastern Ramparts Lookout blickten mir die steilen Klippen oberhalb der tiefblauen See entgegen. Am Volcanic Isles Lookout stand ich dann auf diesen Klippen und konnte die gesamte Bucht überblicken. Im Hintergrund schraubten sich die Schlote der Industrieanlagen Portlands in den Himmel. Nun erreichte ich den Cape Nelson State Park. Vor mir lagen Weiden mit grasenden Rindern, darüber surrten die Windräder. In Österreich hätten wir in so einem Fall sicherlich eine Diskussion, ob die Michqualität nicht gefährdet wäre durch den Einfluss der Räder. Ich näherte mich dem Cape Nelson Lighthouse. Die Straße endete, und vor mir erhob sich der Leuchtturm. Wie üblich standen in seiner Umgebung auch ein Cottage für den Lighthouse Keeper und andere Nebengebäude. Ich wagte mich ganz auf das Kap zu den Klippen vor. Das Wetter begann sich zu verschlechtern und auf den Klippen beim Turm blies ein rauer Wind. In der Ferne des Ozeans hingen finstere Wolken. Die Gefahr für die Schifffahrt des 19. Jahrhunderts war förmlich greifbar an diesem Platz. Es begann ein wenig zu regnen.

Portland-Norman Wade Scenic Drive, Discovery Bay Coastal Park, Echidna (Ameisenigel)
Der isolierte Standort des Leuchtturms hatte für die damalige Sicherheit der Schifffahrt immense Bedeutung. Der Bau dauerte von 1882 bis 1884 und ist die besterhaltene Anlage Victorias in Bezug auf den Originalzustand. Der Turm ist 32 Meter hoch und eine eigene Schutzmauer sicherte den Ort gegen die harschen Winde. Infolge des effektiven Einsatzes neuer Technologien wie Satelliten, Computer, Radio und anderer Navigationsmethoden haben die meisten der mehr als 400 Leuchttürme Australiens in der Zwischenzeit nur mehr eine historische und touristische Funktion zu erfüllen. Dennoch nehmen sie in der Geschichte des modernen Australiens einen besonderen Platz ein. Sie sind Denkmäler der Wandlung einer Nation von einem kolonialen Vorposten zu einer lebendigen und blühenden Gesellschaft. Für tausende Immigranten, die dem Ruf der Goldminen Anfang der 1850er Jahre folgten, stellten die Leuchttürme die ersten Zeichen einer Zivilisation nach einer meist langen und gefährlichen Überfahrt in ein neues Zuhause und in eine neue Zukunft dar.

Leider hielt der Regen an, als ich bei der Heimfahrt den Major Mitchell Cairn besuchte. Die Steinsäule an einem
Portland-Cape Nelson State Park, Lightstation
Aussichtspunkt erinnert an den Forscher und Landvermesser Thomas Mitchell aus New South Wales in 1836, der an diesem Ort den südlichsten Punkt seiner Expedition erreicht hatte. Bei seiner Rückkehr nach Sydney berichtete er von ausgezeichnetem gut bewässertem Acker- und Weideland in der Region, was später einen wahren Landrausch anzündete.

Im alten Whalers Cottage konnte ich wirklich schlafen wie ein Stein. Ich war der einzige Gast und genoss die volle Aufmerksamkeit meiner Vermieterin. Im Haus war es gänzlich still, und es war ein Vergnügen sich in den großen Räumen aufzuhalten. Wie versprochen erhielt ich ein gutes reichliches Frühstück und war mehr als zufrieden. Danach ging ich in mein „Wohnzimmer“ und arbeitete einige liegengebliebene Themen auf. Am Nachmittag fuhr ich zum etwas abgelegenen wunderschönen Cape Bridgewater.

Die Landspitze am Westende der großen Bridgewater Bay, an deren östlichem Ende Cape Nelson liegt, war ehemals eine Vulkaninsel. Die windgepeitschte Bucht bietet vier
Portland-Cape Bridgewater, Bridgewater Bay Beach
Kilometer weiten Sandstrand und eine gewaltige Dünung. Ein Stück oberhalb des Strandes beginnt eine zweieinhalb Kilometer lange Wanderung zur größten Robbenkolonie des australischen Festlandes. Der Weg führte entlang der steilen Klippen auf und ab bis zur Landspitze. Auch der Great South West Walk ein 250 Kilometer langer Rundwanderweg, der beim Information Centre in Portland seinen Anfang nimmt und eine ganze Reihe atemberaubender Naturlandschaft streift, führte hier vorbei. War es anfangs in der windgeschützten Zone noch eher heiß, veränderte sich das Bild als ich den Stony Hill erreicht hatte. Der Hügel ist mit 130 Metern die höchste Klippe an der Küstenlinie Victorias. Ein heftiger Wind blies mir um die Ohren, und die Dünung in der Bucht war teils so hoch, dass sie bereits weit außerhalb des Uferbereichs zu brechen begann. Mir gefiel dieses Schauspiel, und ich stellte mir vor, dass ich mit meinem Surfbrett die riesigen Wellen abreiten würde.

Eine Tafel kündigte an, dass man ab diesem Punkt die Robben würde riechen können. Die Sonne war verschwunden, der Wind blieb und zu riechen war nichts. Ich begann ein
Portland-Cape Bridgewater, Clifftop Walk Seal Lookout
wenig zu zweifeln, hier überhaupt eine Robbe zu Gesicht zu bekommen. Der Weg zog sich, und mir war etwas kalt. Zwei Robbenkolonien sollten an diesem wilden verlassenen Ort ihr Zuhause haben. Vom ersten Aussichtspunkt konnte ich nichts erkennen. An der Landspitze gab es einen zweiten Lookout, und von dort konnte ich nach einigem Warten tatsächlich Robben in der Tiefe spielen sehen. Sie tauchten und sprangen in der mörderischen Brandung wie selbstverständlich zwischen den Felsen. Leider war die Distanz zu weit für meinen kleinen Fotoapparat, um wirklich brauchbare Fotos zu schießen. Die Tiere hatten meinen Respekt, unter solch unwirtlichen Bedingungen überleben zu können. Auf der anderen Seite der Bucht sah ich Cape Nelson im Dunst liegen. Schließlich war ich froh, als ich nach einem mühsamen Rückmarsch wieder beim Auto angelangt war.

Auf der anderen Seite des Kaps im Westen sind die The Blowholes und The Petrified Forest. Die Löcher bestanden meist aus Basalt und Schlacke und erzeugten bei hohem Seegang sehenswerte Fontänen. Dieser Teil des Kaps war nur Stein- und Ödland. Vom Parkplatz ging ich ein paar hundert Meter zur Plattform und schaute dem
Portland-Cape Bridgewater, The Blowholes
ungezügelten Treiben der See zu. Immer wieder schossen an verschiedensten Punkten gewaltige Wasserfontänen bis zu geschätzten dreißig Meter in die Luft. Die hereinrollende und zurückweichende Brandung lieferten sich ein Kräftemessen, das faszinierte. In diesen Fluten hätte kein Mensch je überleben können nach meiner Ansicht. Die Wogen zermalmten alles, was sich in ihren Weg stellte. Leider war es ziemlich kühl geworden, und der Wind verschlimmerte die Situation weiter. Dennoch fiel es mir schwer, mich von diesem Spektakel zu trennen.

Ein kurzer Spaziergang brachte mich zu den geschützten versteinerten Felsformationen mit dem Aussehen eines Waldes. Die Ansammlung hohler Röhren aus Kalkgestein war über Millionen von Jahren erodiert und hatte diese bizarren Formen angenommen. Im Schnitt waren die „Stämme“ ein bis drei Meter hoch, einzelne auch bis zu zwanzig Meter. Die ganze Umgebung war voll mit den seltsamen Röhren, während einige Meter tiefer die Wasserwalze unaufhörlich tobte. Mein Ausflug führte mich weiter zu den romantischen Bridgewater Lakes, die ein beliebter Ort zum Fischen, Kanufahren und Wasserskifahren sind. Blitzschnell hatte sich das Landschaftsbild vom kargen Ödland zum grünen Grasland
Portland-Cape Bridgewater, The Petrified Forest
gewandelt. Gegenüber der Einfahrtsstraße zu den Seen erhoben sich auf einem Kamm die beeindruckenden Tarragal Limestone Caves. Die langgezogenen kleinen Höhlen waren über einen steilen kurzen Anstieg zu erreichen und eröffneten einen ausgezeichneten Rundblick zu den Seen und über die Bucht.

Die Rundfahrt hatte mir überaus gut gefallen und gegen 18 Uhr war ich wieder in meinem gemütlichen Cottage. Es gab Tee und Kuchen, und ich fühlte mich um eineinhalb Jahrhunderte in der Zeit zurückversetzt. Die Gastgeberin ging später zu einem indischen Abend, führte mir noch ihr passendes Gewand vor, und überließ mir das gesamte Haus alleine.

Im Whalers Cottage in Portland schlief ich immer sehr lange und frühstückte täglich ausgiebig. Kurz vor Mittag brach ich am neuen Tag nach Nelson an der Discovery Coast in der äußersten südwestlichen Ecke Victorias auf. Bei der Ausfahrt auf die Hauptstraße kreuzte die alte Portland Cable Tram meinen Weg. Der sorgfältig renovierte Salonwagen mit der Zugmaschine wäre schon eine Rundfahrt wert gewesen, doch es ging sich irgendwie nie wirklich aus. Der Anfahrtsweg nach Nelson führte mich ein Stück im Landesinneren
Portland-Tarragal Cave
durch Nadelwälder, die hinter einem breiten Streifen Sanddünen angelegt worden waren. Kurz berührte ich auch den Lower Glenelg National Park. Es war immer wieder spannend, wie schnell der Charakter der durchfahrenen Regionen sich ändern konnte.

Das winzige Nelson ist der letzte Rest von Zivilisation vor der Grenze zu South Australia. Es liegt am unberührten Glenelg River mit Aussichtspunkten auf den Pazifik über die Dünen zu beiden Seiten der herrlichen Flussmündung. Nelson ist bei Gästen, die abseits der Massen ihren Urlaub genießen wollen, besonders beliebt. Der Name des Townships stammt aus dem Jahr 1852 nach dem Schiff des Leutnant James Grant „The Lady Nelson“. Mein Auto parkte ich kurz vor der Brücke über den Glenelg River im Bridge Park und schritt ins Besucherzentrum. Eigentlich wollte ich eine der angebotenen Flussschiffahrten mitmachen, war aber um ganze zwanzig Minuten zu spät gekommen. Dennoch setzte ich über die Brücke auf die andere Seite zur Auslaufstelle über. Das Büro war geschlossen, es war definitiv vorbei. Ein freundliches australisches Paar mit einem wilden Hund, der im Fluss spielte und alle Leute in seiner Umgebung anspritzte, zeigte mir einen
Nelson-Estuary Beach
kurzen Wanderweg entlang des Flusses auf einem Hügel. Oben auf der Weide grasten hinter einem Zaun kräftige Rinder mit dichtem Fell und großen Hörnern. Von der kleinen Landspitze überblickte ich den S-förmigen Mündungsverlauf und einen kleinen Schlammsee, der sich gebildete hatte, bis fast zum Meer.

Zurückgekehrt auf die andere Seite des Ufers fragte ich beim Bootsverleih nach einem kleinen Motorboot, das man mieten konnte. Die Boote waren aber in schlechtem Zustand, und am Bootsboden stand Wasser. Das kam für mich nicht in Frage. Ich fuhr weiter zum Strand des Mündungsarmes. Wie ich einer Informationstafel entnehmen konnte, unternahm man hier große Anstrengungen, um das labile Ökosystem samt gefährdeter Flora und Fauna zu festigen. Es war das erklärte Ziel, eine Nominierung für die Aufnahme in die Konvention für Feuchtgebiete von internationaler Bedeutung zu erlangen. Der Strand war ruhig und sehr romantisch. Weiter draußen war die See zu sehen und zu hören. Als nächstes kam ich zum Meeresstrand, der hinter Sanddünen und Buschland versteckt war. Er schien unendlich lang zu sein und erinnerte mich an den Ninety-Mile Beach von den Gippsland Lakes. Das war ein herrliches Stück Natur in und um Nelson.

Nelson-Ocean Beach
Ich war noch immer enttäuscht, die Flussfahrt verpasst zu haben und verließ Nelson Richtung südaustralische Grenze. Eine kurze Strecke im Norden lag die Princess Margaret Rose Cave wieder auf dem Boden Victorias. Bei Donovans Landing, einer Anlegestelle in South Australia, nahm ich die Schönheit und Ruhe des Glenelg Rivers, der zwischen kleinen Felsformationen um die Kurve kam, erneut auf. Nach einigen weiteren Kilometern Berg- und Talfahrt zwischen Wäldern und kahlen Flächen erreichte ich die Höhle. Im Grunde war der Besuch nur ein Notprogramm, aber aus solchen ungeplanten Aktionen resultierten gelegentlich positive Überraschungen. Es war wieder einmal spät geworden, und die letzte Führung sollte in einer halben Stunde starten, vorausgesetzt es fänden sich mindestens zwei Teilnehmer ein. Da ich in diesem Moment der einzige war, schickte mich die Dame hinunter zum Fluss und zu ein paar Aussichtspunkten über der Höhle. Ich hatte eigentlich gar keine Ahnung, dass unterhalb der Höhle der Glenelg River floss. Als ich nach wenigen Minuten unten ankam, war ich gleich verzückt. Der Fluss bog erneut in einer Kurve langsam um die Kalksteinfelswände, durch die er im Laufe von Millionen Jahren die tiefe Schlucht getrieben hatte. Am Steg standen ein paar Leute und fischten, Kinder spielten mit den
Princess Margaret Rose Cave, Glenelg River Lookout
gefangenen Fischen. Der Platz war fantastisch. Das Boot wäre auch an diese Stelle zur Höhle gefahren, wie ich später erfuhr.

Eilig wanderte ich den steilen Weg zurück zur Höhle und suchte die versprochenen Aussichtspunkte. Am Weg über dem Fluss befand sich auch der ursprüngliche „Eingang“ zur Höhle, ein schmales Loch, das erst im Jahr 1936 erforscht worden war. Zuvor waren allerdings schon unachtsame Wombats und Kängurus in die Tiefe gefallen, wo sie dann auch bleiben mussten. Tatsächlich fand ich nach wenigen Minuten zwei schöne Plätze, von wo aus sich ein Blick ergab, von dem ich vorher nur geträumt hatte. Still, langsam und einsam schob sich das Wasser durch die malerische Landschaft entlang der Klippen und Bewaldung. Das war genau, was ich hatte sehen wollen. Ab diesem Moment konnte nichts mehr schiefgehen!

Zurückgekommen zum neuen Höhleneingang innerhalb des Gebäudes, war ich der einzige Gast geblieben. Dennoch führte mich eine junge Dame gerne in die Höhle hinunter. Ehrlich gesagt, wusste ich nicht, was ich hier zu sehen bekommen sollte. Ich hatte schon viele Höhlen während meiner Reise besichtigt und erwartete wenig. Wir gingen
Princess Margaret Rose Cave
enge steile Treppen in die Tiefe, ehe sich der Raum weitete und die Höhle erkennbar wurde. Sofort sah ich, dass diese Höhle tatsächlich das Juwel in der Krone des Lower Glenelg National Parks sein würde, wie in der Broschüre angekündigt worden war. Sie gab ein feines Beispiel für eine aus einem Flusslauf entstandene Höhle ab. Das Mädchen versorgte mich mit brauchbaren Informationen und sah, dass ich mehr Interesse mitbrachte als der durchschnittliche Besucher. Sie nahm sich Zeit, zeigte mir die Besonderheiten und beantwortete geduldig alle meine Fragen. Die natürliche Schönheit präsentierte die blitzsaubere Höhle durch ästhetische Stalaktiten (Tropfsteine an der Decke), Stalagmiten, zusammengewachsene Gebilde und andere Formationen aus Kalkstein. Eines der Gebilde hieß „Hochzeitstorte“, da es aussah, als wären mehrere Torten aufeinandergestapelt, wie bei einer klassischen Hochzeitstorte. Makaber waren die verbliebenen Kratzspuren der Kängurus an den Wänden, die verzweifelt einen Ausgang gesucht hatten. Ein kleines Experiment verdeutlichte, wie aussichtslos die Lage in der Höhle ohne Ausgang gewesen sein musste. Meine Führerin drehte das Licht ab, wobei es augenblicklich total finster wurde, ohne das geringste Anzeichen irgendeiner Helligkeit. Das war chancenlos, so eine gänzliche
Portland-Port
Finsternis erlebt man selten. Zum Schluss zeigte sie mir noch die Wurzeln eines Eukalyptusbaums, der sich achtzehn Meter über uns befand. Diese Höhle war tatsächlich etwas Besonderes, und mein Besuch hatte sich voll gelohnt. Es war spät geworden, und ich trat die Rückreise an.

Portland war Victorias erste europäische Siedlung und ist damit der Geburtsort des Bundesstaates. Heute ist Portland eine blühende lebendige Hafenstadt mit mehr als 10.000 Einwohnern, in der Industrie und Naturschönheiten offenbar harmonisch miteinander auskommen. Der Tiefseehafen ist die Basis wachsender Handelsverbindungen mit dem Südosten Australiens. Er ist einer der wenigen Tiefwasserhäfen in Australien und liegt strategisch günstig nahe an den wichtigen südlichen Schifffahrtsrouten.

In der Nacht war die Sommerzeit in Victoria zu Ende gegangen, und die Uhren wurden um eine Stunde zurückgestellt. Das kam mir gerade recht, zumindest was das Schlafpensum betraf. Wie ich aber in den Folgetagen zu spüren bekam, wurde es eine Stunde früher finster, was mich nicht wirklich begeisterte. An meinem letzten Tag in Portland hatte
Portland-Portland Bay Marina
ich nicht wirklich viel an Sightseeing vor. Ich brauchte bis in den Nachmittag, um meinen aktuellen Reisebericht ins Netz zu stellen und fuhr dann ins Zentrum der Stadt. Dort ging ich einkaufen, besorgte mir Bargeld und spazierte durch die eher menschenleeren Straßen, da Sonntag war. Es war ein sonniger warmer Tag. Am Rande eines der vielen Kreisverkehre stand die St. Stephens Anglican Church, die ich von außen besichtigte. Viele der Kirchen, die ich mir anschaute, waren eher klein, nicht besonders hoch und aus dunklen Steinen erbaut. Die Architektur wich von der mitteleuropäischen Bauweise sichtbar ab.

Das wahre Zentrum der Stadt schien mir die schöne Portland Bay mit dem Hafen und der Marina zu sein. Dort waren weit mehr Menschen anzutreffen als im CBD. An der Marina lag ein historisches fein restauriertes Fischerboot aus dem Jahr 1927. Die „Ariel“ war etwa neun Meter lang und entsprach dem damaligen Stil der Boote in Victoria. Der Tiefseehafen mit großen Frachtschiffen, Lagerplätzen und hohen Kränen war keine 500 Meter entfernt und störte das Gesamtbild keineswegs. Ganz im Gegenteil fügte sich in Portland alles nahtlos und gut zusammen. Ein Fischtrawler war in den Hafen zurückgekehrt und entlud seinen Fang. Da fiel einiges an
Portland-Portland Bay Marina
frischem Restfisch für die geiernden Möwen und die zwei Robben, die sich innerhalb der Marina aufhielten, ab. Die Tiere waren offenbar bereits so zahm, dass die die Menschen nicht scheuten. Eine Robbe sprang und tauchte im Wasser nahe am Steg auf und ab, sodass ich einmal richtig nass wurde auf den Beinen. So etwas hatte ich in freier Wildbahn auch noch nicht gesehen. Ich war der einzige Interessent des Geschehens, für alle anderen Einheimischen war das Routine. Meine Vermieterin hatte mir bereits von den beiden Robben in der Bucht, die auf die Rückkehr der Fischerboote warten, erzählt.

Als ich alles in der Marina gesehen hatte, fuhr ich mit dem Auto bis ans Ende der benachbarten betonierten Mole, die weit ins Hafenbecken reichte. Das war irgendwie lustig, mit dem Auto so weit draußen am Wasser zu sein. Von „mitten am Wasser“ konnte ich gut auf die oberhalb liegende Stadt und in den Hafenbereich schauen. Später parkte ich den Wagen am angrenzenden Nun´s Beach, dem Stadtstrand, und ging den Sandstrand bis zu den Klippen vor, wo oberhalb der Leuchtturm und wenige Meter dahinter mein Whalers Cottage standen.
Portland-Whalers Cottage
Als Abschluss umkreiste ich den Hafen per Auto und entdeckte neben der Remise für die Portland Cable Tram, einen riesigen Lagerplatz für Holzstämme, die offenbar auf Verschiffung warteten oder aber gerade angekommen waren, und einen Seitenkanal des Hafens mit einer Plattform für Fischer. Alles in dieser Stadt war geordnet, sauber und adrett, ich musste staunen.

Am Abend kamen erstmals andere Gäste in das Cottage. Zwei ältere Ehepaare aus Melbourne waren von Mount Gambier, der zweitgrößten Stadt von South Australia nach Hause unterwegs, und machten hier Zwischenstation. Diese sicherlich besuchenswerte Stadt nordwestlich von Nelson war sich am Vortag für mich nicht mehr ausgegangen, und ein zweites Mal wollte ich die lange Anfahrt nicht in Kauf nehmen. Einer der Männer war mit einer Spanierin verheiratet, und wir hatten eine gute Unterhaltung.
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